Der hier vorgestellte 60-jährige Patient klagt über ein chronisches Lumbalsyndrom mit Lumbago, Verspannungen und pseudoradikulären Lumboischialgien mit beidseitiger Ausstrahlung in die Beine. Diese Beschwerden treten insbesondere im Stehen und Gehen auf. Es besteht eine Gehstreckeneinschränkung mit Gefühl der Kraftlosigkeit in den Beinen. Eine konventionell durchgeführte MRT-Untersuchung im Liegen ergab eine spinale Enge bedingt durch einen Prolaps bei LWK 3/4.

Aufgrund der positionsabhängigen Beschwerdesymptomatik wurde zusätzlich eine kinetisch-positionelle Kernspintomographie durchgeführt.

(a) Aufnahme im Liegen: Spinale Enge bei Verdacht auf Bandscheibenprolaps mit unauffälligem Hinterkantenalignement im Segment LWK 3/4

(b + c) Funktionsaufnahmen im Sitzen: Zusätzlich nachweisbare funktionelle Anterolisthese in Kombination mit einer angulären Instabilität im Segment LWK 3/4, jedoch kein Bandscheibenprolaps.

(d + e) Funktionsaufnahmen im Stehen: Maximal ausgeprägte Spinalstenose bei kombinierter lumbaler Instabilität mit unauffälligem Hinterkantenalignement im Segment LWK 3/4.

Befunde:

Die kinetisch-positionelle Kernspintomographie unter der natürlichen Gewichtsbelastung zeigte im Segment LWK 2/3 neben einer mittelgradigen Osteochondrose einen dorsalen Riss des Anulus fibrosus sowie eine zirkuläre bis in die Neuroforamina reichende Bandscheibenprotrusion mit Akzentuierung in Reklinationshaltung und Rückbildung in Inklinationshaltung.

Im Segment LWK 3/4 zeigte sich in den Aufnahmen unter der natürlichen Gewichtsbelastung in Neutral- und Inklinationshaltung eine Pseudospondylolisthesis mit einem Ventralversatz von LWK 3 auf LWK 4 um etwa 5mm. In der Reklinationshaltung im Stehen und in den Liegendaufnahmen zeigte sich ein unauffälliges Hinterkantenalignement.

Zudem zeigte sich im Segment LWK 3/4 eine anguläre Instabilität mit dorsal

vermehrter Aufklappbarkeit im Bandscheibenfach von ca. 10 Grad zwischen Inklinations- und Reklinationshaltung sowie eine funktionsabhängige absolute Spinalkanalstenose in Höhe der Bandscheibe, besonders betont in Reklinationshaltung im Stehen mit einem a.p.-Durchmesser von 4mm gegenüber einer normalen Spinalkanalweite in Inklinationshaltung.

Ebenfalls zeigte sich eine deutliche Einengung beider Neuroforamina, betont in Reklination.

Diagnose:

Absolute funktionsabhängige Spinalkanalstenose bei LWK 3/4 in Reklination im Stehen mit zangenförmiger Einschnürung der Kaudafasern. Kombinierte lumbale Instabilität im Segment LWK 3/4 bei Pseudospondylolisthesis mit funktioneller Anterolisthese in Neutral- und Inklinationsstellung im Sitzen sowie angulärer Instabilität mit dorsal vermehrter Aufklappbarkeit im Bandscheibenfach LWK 3/4 in Inklinationshaltung.

Relative funktionsabhängige Spinalkanalstenose bei LWK 2/3.

Mit der Upright-MRT konnte eine eindeutige Diagnose gestellt werden, die durch eine alleinige konventionelle Kernspintomographie im Liegen nicht gestellt werden konnte.